Mittwoch, 25. Juli 2012

Was ist los in Aleppo?

In den letzten Tagen haben uns westliche und arabische Fernsehsender ständig von heftigen Kämpfen zwischen Regierungstruppen und der Opposition in Aleppo erzählt – der wirtschaftlichen Hauptstadt Syriens. Gleichzeitig ist es bemerkenswert, dass sie die Ereignisse nur beschreiben, aber nicht zeigen. Anstelle von Fernsehbildern werden uns nur ein paar Sekunden von Amateur-Videos angeboten. Was ist also los in Aleppo? Fatima Banauwi, Einwohnerin von Aleppo und Mitarbeiterin der Universität Aleppo, hat einem Interview mit der „Stimme Russlands“ zugestimmt. Ihr zufolge wurden die Gerüchte über die Kämpfe in der Stadt maßlos übertrieben. Aber trotzdem ist es in Aleppo zur Zeit nicht sicher.
Wir versuchen, nicht auf die Straße zu gehen, denn dort ist es jetzt unsicher. Es werden einige Demonstrationen abgehalten, die alle von der sogenannten Freien Syrischen Armee organisiert werden. Aber bei diesen Kundgebungen gibt es keine Einheimischen. 
Wer kommt dann zu den Kundgebungen? 

Einige sind aus Idleb, einige aus Hama. 

Haben Sie sie selbst gesehen? 

Ja, es sind junge Leute, zwischen 15 und 16. Sie sehen sehr seltsam aus, laufen mit Waffen, fluchen und schießen in die Luft. Es scheint, als seien sie nicht sie selbst. Entweder sind sie betrunken oder sie stehen unter Drogen. 

Und wie ist das Leben der einfachen Bürger im Moment? 

Nun, die Preise sind gestiegen. Die Rebellen greifen Autos mit Lebensmitteln und anderen Produkten an, aber sie nutzen sie nicht. Entweder werfen sie alles weg oder sie verbrennen es. Warum tun sie das? Das macht doch keinen Sinn. Vielleicht, um die lokale Bevölkerung gegen die Regierung aufzubringen. Ich weiß es nicht. 

Heute Morgen haben sie die Besitzer von einigen Bäckereien bedroht. Sie stellten große Gastanks vor die Geschäfte und sagten: „Wenn ihr heute den Laden öffnet, werden wir ihn in die Luft sprengen!“ Dann haben sie den Behörden die Schuld dafür gegeben, dass wir hier ohne Brot sitzen. 

Aber alles in allem managen wir das schon. Es ist Ramadan, wir besuchen uns, feiern gemeinsam und versuchen, einander zu helfen. Wir sind zuversichtlich, dass alles geregelt wird und die Armee wird sich um die Banditen kümmern. Die können uns nicht erschrecken! 


Was machen die lokalen Fernseh-Sender? 


Wir wissen nicht, welchem Kanal wir trauen können. Der Sender „Halab-Today“ unterstützt die Opposition und bringt Berichte von jeder Explosion. Manchmal zeigen sie sogar Nachrichten, noch bevor sie passiert sind. Ich mache keine Witze! Das ist wahr. 


Und wie gehen die syrischen Verteidigungskräfte in der Stadt vor? 


Die Soldaten versuchen so vorzugehen, dass die Anwohner nicht verletzt werden. Aber die Militanten schießen um sich. Sie achten nicht darauf, wen sie töten. Sie töten sogar Kinder! Und dann stellen sie schreckliche Bilder dieser getöteten Kinder in´s Internet und schreiben, das seien Opfer der Regierung. 

In anderen Städten, einschließlich Damaskus, haben die Rebellen die Einwohner gezwungen, ihre Häuser zu verlassen und haben ihre Häuser besetzt. 

Wir verlassen unsere Häuser nicht! Die Militanten würden sie plündern. Diese Menschen haben keine Bildung, keinen Glauben – es sind Wilde! 


Entschuldigung, es scheint Lärm zu geben. Ist das der Fernseher oder kommt das von draußen? 


Keine Angst, das sind die Straßenverkäufer. Sie nutzen Megaphone, um für ihre Produkte zu werben. (lacht) 


Quelle: http://english.ruvr.ru/2012_07_24/Aleppo-as-seen-by-an-eyewitness/

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