Donnerstag, 11. August 2011

95 Prozent Spekulation, fünf Prozent Information


Die Märkte sind völlig außer Kontrolle. Mittlerweile reichen schon Gerüchte aus, um einen Börsentrend umzudrehen und den Dax in den Keller zu drücken, wie man gestern beim plötzlichen Kurssturz gesehen hat. Weder die Fed noch die EZB scheinen noch in der Lage, die Situation zu beruhigen. Doch reiner Zufall ist das nicht. Vielmehr werden in den USA und in Großbritannien gezielt Falschmeldungen gegen den Euro gestreut.


Besonders eklatant war dies im Fall der französischen Großbank „Société Génerale“, deren Kurs gestern um 20 Prozent in den Keller rutschte und andere Bankaktien mitriß. Die britische Boulevardzeitung „Daily Mail“ hatte bereits am Sonntag eine Fantasiegeschichte über angebliche Probleme bei der SocGen veröffentlicht. Am Montag fand sie sich in amerikanischen Börsen-Webseiten wieder, gestern führte sie dann zum Absturz.

Doch an der Story war nichts dran, wie die „Daily Mail“ mittlerweile einräumte. Auch die Gerüchte, die US-Ratingagenturen könnten Frankreichs Bonität herabstufen, waren frei erfunden. Dennoch wurde sie von allen Diensten und Medien in Echtzeit bis in die letzten Börsenwinkel verbreitet. Die Medien verlören damit ihre informierende Rolle und würden zu sinnlosen Meldungsautomaten, kritisiert selbst die behäbige FAZ

Ich würde es etwas anders einordnen. Die Medien sind für mich selbst Teil der globalisierten Märkte, die jede Information, jedes Gerücht und jede Spekulation begierig aufgreifen und auf ihren Mehrwert abklopfen. 95 Prozent sind dabei Spekulation, bestenfalls fünf Prozent Information. Völlig ungesteuert ist dieses Medienmarktsystem allerdings nicht. Die Parteilichkeit zugunsten der USA und das Vorurteil gegenüber Europa ist nicht mehr zu übersehen.

Wer dies nach den Ereignissen der letzten Tage immer noch nicht glaubt, schaue sich nur den obskuren Markt für Kreditausfallversicherungen (CDS) an. Mitterweile sind CDS für Deutschland teurer als für die USA. Dabei sind die Schulden in den USA wesentlich höher und die Zahlungsunfähigkeit wurde in Washington nur um Haaresbreite abgewendet. Der Marktpreis ist offenbar irreführend - oder auch nicht: schließlich werden CDS gezielt zur Spekulation gegen den Euro genutzt.

Vielleicht gibt dies ja auch dem einen oder anderen in Berlin zu denken, der immer noch an die Rationalität der Märkte glaubt und sich darüber freut, dass diese vermeintliche „Schuldensünder“ sanktionieren..

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