Samstag, 21. Mai 2011

Sex, Stress und Macht - ein schwieriges Verhältnis

Einem der wichtigsten Männer der Finanzwelt, Dominque Strauss-Kahn drohen 25 Jahre Gefängnis,
weil er ein Zimmermädchen zum Sex genötigt haben soll. Der ehemalige Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger wird von seiner Frau wegen mehrerer Affären und einem unehelichen Kind mit einem Dienstmädchen verlassen.
Die Liste der Menschen in Machtpositionen, denen ein Ruf von unablässiger Beschäftigung mit Sex nachgesagt wird ist lang, schließt Politiker, Filmstars, gekrönte Häupter und nicht zu vergessen viele Profi-Sportler mit ein. Was treibt diese Menschen an, was suggeriert ihnen, dass ungeschützter Sex in der Besenkammer sicher ist oder es kein Problem ist, mit drei Frauen gleichzeitig liiert zu sein? Sind sie gewissenlos, verblendet oder naiv?

"Das Phänomen Hypersexualität ist vielschichtig" sagt der Psychiater PD Dr. Michael Berner, Sexualwissenschaftler an der Universität Freiburg. Nur selten sei die Beschäftigung mit Sex an sich ein an sich krankheitswürdiges Phänomen. Zunächst einmal habe Sexualität, die ja Motor für Fortpflanzung sei, neurobiologisch positive und beruhigende Auswirkungen, sei Ausdruck von Nähe und Zuneigung. Substanzen wie Dopamin und Oxytocin sorgen dabei für ein direktes Belohnungsgefühl und Wohlbefinden, was jedoch nicht lange anhält. Für viele, so der ärztliche Direktor der Rhein-Jura Klinik ( www.rhein-jura-klinik.de ) weiter, sei deshalb Sex ein Mittel geworden, um mit großen Belastungen und Stress umzugehen.

Celebrities - aufgrund ihrer Berühmtheit ständig unter Beobachtung und wegen der Verantwortung ständig unter Strom - seien deshalb möglicherweise für Angebote zum einvernehmlichen Sex sehr empfänglich, um für Momente der Daueranspannung zu entkommen. Je öfter dies passiere, um so mehr kann dabei das Gefühl für zu respektierende Grenzen verloren gehen.

Aufgrund der Machtposition kann der Star alles bekommen. Die Möglichkeit zum Sex mit dem Prominenten ist wiederum für den Normalsterblichen eine Möglichkeit an dessen aufregenden Leben teilzunehmen. Diese Schein-Allianzen gehen so lange gut bis die Realitätsverkennung und damit verbundene Grenzverletzung zu groß wird, wie man in der Affäre um den IWF-Chef vermuten kann. Oder bis dem Star eine Falle gestellt werde und solches Macht-Gebaren in die Öffentlichkeit gezerrt werde.

Ein Warnzeichen sei immer und für jeden, so der Sexualmediziner Berner weiter, vor allem dann vorhanden, wenn Sexualität , egal ob mit Partner oder ohne, die eigentlich ja mit Gefühlen, Zuneigung, Liebe verbunden sei, als Mittel zur Stressreduktion und kurzfristigen Entspannung herhalten müsse. "Dann läuft etwas schief, dann müssen alle Warnsignale leuchten!". Für viele Menschen, gerade in verantwortungsvollen Positionen, bei denen die Überlastung und der Stress ein kritisches Stadium erreicht habe, sei dann der Punkt erreicht, der auch zu Burnout und Depressionen führen könne oder schon geführt habe.

Oft werde der Sex zur Spannungsreduktion noch akzeptiert und eingesetzt, die längst vorhandenen Symptome der andauernden Erschöpfung, Freudlosigkeit und Antriebslosigkeit aber übersehen. Wichtig, so der Psychiater, sei dann, den Schritt zum Eingeständnis der Überlastung und zu einer notwendigen Therapie zu tun. Berner: "In der Notwendigkeit etwas zu unternehmen unterscheiden sich dann wiederum die Normalsterblichen gar nicht von den Stars - beide brauchen Hilfe -, nur ist es für einen Unsterblichen sicher viel schwerer, sie ehrlich anzunehmen."

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