Mittwoch, 16. Februar 2011

"Israel befindet sich im Krieg mit Iran"

Interview mit Ex-Mossad-Chef Halevy

Efraim Halevy war von 1998 bis 2002 Chef des Mossad.Die Umbrüche in der arabischen Welt rufen in Israel große Besorgnis hervor. Aus der Sicht führender Köpfe erwächst dem Land in seiner unmittelbaren Nachbarschaft eine neue Bedrohung. Unverändert aber wird ein potentiell nuklear bewaffneter Iran für die größte Bedrohung gehalten. Manfred Bleskin traf am Rande der sicherheitspolitischen "Herzliya Conference" den früheren Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, Efraim Halevy.

n-tv.de: Herr Halevy, Sie sagen, Ihr Land befände sich im Krieg mit dem Iran? Ist das wirklich ein Krieg?

Efraim Halevy war von 1998 bis 2002 Chef des Mossad.
(Foto: Manfred Bleskin)
Efraim Halevy: Sicher. Wir befinden uns an mehreren Fronten im Krieg mit dem Iran. Zuallererst geht es um deren Nuklearprogramm. Dieser Krieg wird einerseits auf internationaler Ebene ausgetragen. Wir drängen darauf, dass sehr, sehr harte Maßnahmen gegen den Iran getroffen werden. Dabei geht es um wirtschaftliche Sanktionen und Sanktionen anderer Art. Dann gibt es einen Propagandakrieg. Und schließlich einen geheimen Krieg, von dem von Zeit zu Zeit etwas an die Öffentlichkeit gelangt, gleich, ob es stimmt oder nicht. Aber es gibt diesen geheimen Krieg nun einmal, den übrigens beide Seiten geheim halten. Ich denke, dass dies auch so bleiben muss. Dann gibt es einen Krieg im Libanon, wo der Iran die Hisbollah militärisch unterstützt. Die Hisbollah ist ein Stellvertreter des Iran und hat mehr als 40.000 Raketen von dort erhalten. Auch die (im Gazastreifen herrschende) Hamas hat eine große Menge Waffen aus dem Iran bekommen. Weiter führt der Iran auf geheimdienstlicher Ebene einen Krieg gegen Israel. Es werden Anstrengungen unternommen, um Agenten anzuwerben, die aus Israel berichten sollen. Hin und wieder werden solche Leute gefasst und vor Gericht gestellt. Der Iran versucht mehr und mehr Einfluss auf die Palästinenser zu gewinnen. Das stellt eine Bedrohung für uns dar, weil die Palästinenser ja unsere potentiellen Partner für ein Friedensabkommen sind. Wir haben also einen Krieg mit dem Iran an mehr als einer Front.
Meinen Sie, dass in dem, was Sie einen geheimen Krieg nennen, sogenannte gezielte Tötungen erlaubt sind?
Ich möchte nicht auf Einzelheiten dieses geheimen Krieges eingehen. Alles, was ich sage ist, dass es einen geheimen Krieg gibt, der von beiden Seiten auf sehr, sehr ernste Weise geführt wird. Aber auf Details, die diesen Krieg betreffen, werde ich nicht eingehen.
Wie reagiert Israel, wenn es nicht gelingt zu verhindern, dass der Iran in den Besitz von Atomwaffen gelangt?
Israel wird seinen Druck auf iranischen Besitz im Ausland verschärfen. Israel wird die internationale Öffentlichkeit mobilisieren. Ich glaube, wenn das passieren sollte, werden China und Russland unter Zugzwang geraten und den Iran zwingen, seine nuklearen Kapazitäten zurückzunehmen. Es gibt Präzedenzfälle: Südafrika und auch Libyen haben so verfahren. Die Welt wird nicht gestatten, dass der Iran sein Nuklearprogramm weiterentwickelt, selbst wenn es dem Land gelingt, ein oder zwei Atombomben zu bauen.
Verfügt Israel über militärische Nuklearkapazitäten?
Ich glaube, dass dies keine Angelegenheit ist, die öffentlich diskutiert werden sollte. Ich denke, wir haben klargemacht, dass wir nicht darüber diskutieren, was wir haben oder was wir nicht haben. Das sollte unklar bleibe, sogar heute.

 

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